WERKE

Auf dieser Seite sind einerseits alle meine Stücke für die Bühne aufgelistet, siehe Werkverzeichnis, und andererseits kleine Beispiele für Formen meiner Literatur zu finden, siehe Szenen und Shortstorys.

Information 
Ein bedeutender Querschnitt meiner literarischen Arbeiten (Dramatik, Prosa und Gedichte) ist demnächst auf der Website www.ruhe-wort still.de einzusehen. Die Website dient einerseits dazu, meine Literatur zu popularisieren, und andererseits soll dieses Internetportal an ein Schaffen erinnern, das meist außerhalb jeglicher öffentlicher Resonanz geschah.

Ich setze mir damit selbst eine Art Grabstein, der die Inschrift trägt:

Ruhe Wort still
Traumlos dahin. 
Wenn Gott es will, 
Macht es auch Sinn. 

WERKVERZEICHNIS SZENEN SHORTSTORYS

WERKVERZEICHNIS


Liste der Werke für die Bühne

SOLOPROGRAMME

„Ein Hauch von Idiotie“ (1982), „Ein Mundvoll Geschichte“ (1983), „Die Welturaufführung eines Launicals“ (1986), „Ein Hauch von Idiotie II“ (1990), „Der stille Wahnsinn der Freiheit“ (1992), „Im Himmel wie auf Erden“ (1999), „Weh.Weh.Weh. Hauptsache gesund.de“ (2000), „ware freiheit“ (2006), „Goetzenbilder 2007“, 

„Goetzenbilder 2008“, „Goetzenbilder 2009“, "Hartmut und ich" - Goetzenbilder 2010, "Ein Hauch von Idiotie III" - Goetzenbilder 2011, "RAD AB!" - Goetzenbilder 2012, "Deutschland etwas zurückgeben" - Goetzenbilder 2013

KABARETT-ABENDE

„Damals daheim“ (1990), „Widerwahl“ oder „Alles bleibt wie es wahr“ (1994), „Reichtum schändet nicht“ (1995), „Mobbing home“ (1996), „Im Wesen nichts Neues“ (1997), „... und anschließend Tanz“ (1998), „American Weh of Leid“ (1998), „Eimer für alles, alles im Eimer“ (1998), „Demokraten aller Länder, verteidigt euch!“ (1999), „Sachsen-anhaltinische Sternstunden“ (2000), „Dick und Doof, aber gesund“ (2010, Texte gemeinsam mit Frank Hengstmann), "Alter Mensch sind wir jung" (2012, Texte gemeinsam mit Frank Hengstmann), "Daddeldu und Daddelich" (Ein Ringelnatz-Abend, 2013), "Durch die Bank weg" (2013, Zuarbeit zu den Texten von Frank Hengstmann), "Lerne Klagen ohne zu leiden", (2016, Texte gemeinsam mit Frank Hengstmann), "Rentenbescheide(n)", (2017, Texte gemeinsam mit Frank Hengstmann und Klaus Schäfer), "Reissaus, Vernunft"  (2018, Texte gemeinsam mit Frank Hengstmann)

SOMMER-THEATER-SPEKTAKEL

„Emma von Ziegenrück“ (1986), „Straßentheater-Faust“ (1988), „Trink’n wir noch ein Tröpfchen?“ (1993), „Und bist du nicht willig ...“ (1994), „Bördefaust“ (1995), „Die Geschichte Magdeburgs in einer Vorstellung“ (2005), „Don Kijote For Sachsen-Anhalt„ (2007), „Bürger Lear“ (2008), „Zum Himmel Hoch“ (2009), „Bördefaust Teil II“ (2010), "Mitteldeutscher Jedermann" (2011), "Land Ohnegleichen" (2013), "Leben. Endlos. Ein Traum." (2014), "Das Jahr Null" (2015), Macbeth oder die Reinheit des Herzens (2016), Hamlet oder Die Unendlichkeit der Irrtümer (2017), "Elektra oder Wider den Strom der Rache" (2018), Die Räuber 2.0 oder Auch Scheitern will gekonnt sein (2019 )

STÜCKE FÜR KINDER

„Die Wolke mit den Katerbeinen“ (1993), „Hase und Igel“ (1999)

THEATERSTÜCKE

„Szenen nach der Natur des Menschen“ (2002), „Die Geliebte im Rucksack und der Hund hinter der Tür“ (2003), „Peau pur“ (2004), „The Phone of Love“ (2002), „Justice“ (2003), „Busfahrer Zwischenzeiten und Dingen“ (2004)

TEXTE FÜR THEATERGRUPPEN

„Katharina von Bora - Porträt einer Frau“ (1999), „Adelheid und ihre Kaiser“ (2001), „Wohlan, meine Seele, wach auf!“ (2002), „Mit aller Schmerzen Qual im Bunde„ (2006), „Königin Editha und Kaiserin Adelheid“ (2007), „ Meinen Himmel kann niemand zerstören“ (2008), "Ein sächsischer Sauhund" (2009), "Editha My Love" (2012) , „Herr Käthe“ (2017) sowie viele Erzählungen und Gedichte. 

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SZENEN

Dialog mit einem Ober (2003) 

Gast: Herr Ober, ein Glas bitte!
Ober: Sie wünschten ein Opernglas?
Gast: Nein, nur ein Glas.  
Ober: Sie wollen also keines zum Durchgucken?
Gast: Nein, eins zum Einschenken.
Ober: Aber schenken kann ich Ihnen das Glas nicht.
Gast: Doch können Sie mir nicht verbieten durchzugucken.
Ober: Das wäre albern.


Ein kleines Gespräch (2003)

Autor: Haben Sie meine Werke gelesen?  
Leser: Ja.
Autor: Und?  
Leser: Was?  
Autor: Gefallen. Hat es Ihnen gefallen?  
Leser: Ja.  
Autor: Sie machen mich glücklich.  
Leser: Ich habe sogar in allen Ihren Werken eine Lieblingsstelle.  
Autor: Was!  
Leser: Das Wort Ende. Wenn ich das Wort Ende lese, weiß ich, ich bin erlöst. 

Generationen (2010)
(Zwei Personen im Gespräch)
Person: Mein Sohn fliegt jetzt nach Osaka.
Andere Person: Urlaub?
Person: Vertrag bei einer Marketingfirma.
Andere Person: Meiner arbeitet seit einem Jahr in Boston.
Person: Meiner bisher in London.
Andere Person: Hin und wieder fliegt er nach Buenos Aires und Kapstadt.
Person: Wochenendtrip?
Andere Person: Nein, Aufträge der Firma.
Person: Ferien machen die in Bombay, in …
Andere Person: Katar.
Person: Genau, Abu Dha Hier und …
Andere Person: Abu Dha Dort.
Person: Aber seinen Vater besuchen … Fehlanzeige.
Andere Person: Die rufen doch nicht mal an.
Person: Die ganze Welt bereisen … nur den Rennsteig …
Andere Person: Den kennen sie nicht.
Person: Oder den Spreewald …
Andere Person: Die Rosstrappe.
Person: Dazu haben die nicht die Zeit
Andere Person: Was bin ich auf dem Rennsteig gewandert!
Person: Und was war ich im Spreewald!
Andere Person: Und immer mit den Eltern.
Person: Ich auch … immer mit den Eltern.
Andere Person: Ich hatte sie bis hierher … die Eltern … und den Rennsteig.
Person: Und ich den Spreewald und die Eltern.
Andere Person: Was war das langweilig!
Person: Ich hätte sie umbringen können.
Andere Person: Ich auch, aber mir fehlte der Mut.
Person: Überall redeten sie einem rein.
Andere Person: Alles wussten sie besser.
Person: Heute noch.
Andere Person: Gott sei Dank können sie nicht mehr so.
Person: Aber man hat ihnen viel zu verdanken.
Andere Person: Und man dankt es ihnen.
Person: Das ist in Fleisch und Blut einfach mal drin.
Andere Person: Aber die heutige Jugend, die ruft nicht mal aus Boston an.
Person: Auch nicht aus Osaka.
Andere Person: Wo sie auch sind, an die Eltern denken sie nicht.
Person: Man könnte sie umbringen.
Andere Person: Und machen wir es?
Person: Man sieht sie doch nie!
Andere Person: Wir sind eine mutlose Generation.
Person: Und wenn man sie wirklich mal sieht …
Andere Person: Da freut man sich und … und
Person: … und vergisst das Morden.
Andere Person: Merkst‘e was?
Person: Was?
Andere Person: Alzheimer haben wir auch schon.
Person: Aber unsere Kinder auch.
Andere Person: Wieso?
Person: Die haben uns vergessen.
Andere Person: Viel zu jung für diese Krankheit.
Person: Man kann sie nur bedauern.
Andere Person: Sie brauchen unser Mitgefühl.
Person: Da hat man zwei Pflegefälle.
Andere Person: Zwei?
Person: Die Eltern und die Kinder.
Andere Person: Drei!
Person: Wie drei?
Andere Person: Und uns selbst.
Person: Da heißt es zupacken.
Andere Person: Gut, dass wir noch so rüstig sind.

Verschwendung der Natur (2005)

Person: Eine Frau mit einer Bombenfigur, die nicht als Model arbeitet, das ist Verschwendung der Natur.
Gesprächspartner: Es können nicht alle Frauen mit einer Bombenfigur als Model arbeiten.
Person: Eine Frau, die richtig gut aussieht und nicht im Fernsehen oder Film oder sonst wo auftritt, das ist auch Verschwendung der Natur.
Gesprächspartner: Aber so viele Leute können wirklich nicht im Fernsehen und so auftreten.
Person: Eine Frau, die richtig geile Brüste hat und sonst auch eine klasse Figur, die muss entweder in Pornofilmen mitspielen oder einen Millionär heiraten oder irgendwie was anders draus machen, was sie da besitzt, sonst ist das absolute Verschwendung der Natur.
Gesprächspartner: Aber es ist doch schön, wenn es schöne Frauen mit schönen Brüsten und meinetwegen langen Beinen auch außerhalb von Laufstegen, Fernsehen, Film und Millionärsjachten gibt.
Person: Sie sind eine dumme Sau, die nichts, aber auch gar nichts von dieser Welt begreift. (Geht ab.)
Gesprächspartner: Komisch. Die Natur ist in allen Dingen so verschwenderisch, nur beim Verstand, da geizt sie so oft. 

Petersilie (2014)
Personen: Verkäuferin und Kundin

(Eine Kundin betritt das Geschäft.)
Verkäuferin: Sie wünschen?  
Kundin: Petersilie.
Verkäuferin: (Stutzt und überlegt) Peter Silie?
Kundin: Ja, Petersilie.
Die Verkäuferin: Silie, Silie, nicht das ich wüsste.
Kundin: Aber natürlich.
Verkäuferin: Und Sie sind sich sicher, dass der hier arbeitet?
Kundin: Der arbeitet nicht hier.
Verkäuferin: Und warum fragen Sie dann?
Kundin: Weil ich Petersilie haben möchte.
Verkäuferin: Aber der arbeitet hier nicht.
Kundin: Sie sind eine blöde Sau.  
(Kundin ab.)
Verkäuferin: Die wollte doch nur mit meinem Mann ficken. 

(Kundin kehrt zurück.)

Verkäuferin: Ich sagte Ihnen doch bereits …
Kundin: Ich will mich über Ihre unfreundliche Art beschweren und bitte deshalb um Ihren Namen.
Verkäuferin: Gerne. Petra Silie.
Kundin: Danke. (Ab.)
Verkäuferin: Da tut sie auch noch, als wüsste sie nicht, dass ich seine Frau bin. 

Heiße Schokolade (2005)
Personen: Kellner und Gast 

Kellner: Was wünschen Sie, mein Herr?
Gast: Heiße Schokolade.
Kellner: Es ist bei uns nicht üblich, neue Gäste mit dem Namen anzusprechen.
Gast: Das sollen Sie auch nicht.
Kellner: Dann sagen Sie mir bitte, was Sie wünschen.
Gast: Heiße Schokolade.
Kellner: Herr Schokolade, ich will nicht wissen, wie Sie heißen, sondern erfahren, was Sie wünschen.
Gast: Ich heiße nicht Schokolade, sondern ich wünsche eine heiße Schokolade.
Kellner: Dann sagen Sie doch, dass Sie eine heiße Schokolade wünschen und nicht, dass Sie Schokolade heißen.
Gast: Könnte sein, dass Sie nicht richtig ticken?
Keller: Das, Herr Schokolade, berührt den Tatbestand der Beleidigung.
Gast: Ich heiße nicht Schokolade!
Kellner: Aber Sie haben es mehrfach behauptet!
Gast: Ich wünsche lediglich eine heiße Schokolade.
Kellner: Wenn Sie sagen, was Sie wünschen, redet Sie auch niemand mit dem Namen an, den Sie vorgeben, ohne dass Sie so heißen.
Gast: Ich schwöre, bei Ihnen niemals wieder ein heißes Getränk zu bestellen.
Kellner: In der Tat ist bei kalten Getränken die Gefahr, die Bestellung mit dem Namen des Gastes zu verwechseln geringer.
Gast: Ein Bier.
Kellner: Das ist doch mal eine Bestellung! (Kellner ab.)
Gast: Jetzt weiß ich endlich, warum so viel Bier getrunken wird. 

Meinungs-Nummer (2005)

Personen: Chef und Mitarbeiter

Chef: Welche Meinung haben Sie in dieser Angelegenheit?
Mitarbeiter: Ich bin ganz Ihrer Meinung.  
Chef: Aber Sie kennen meine Meinung noch gar nicht.
Mitarbeiter: Das ändert nichts an meiner Haltung, Ihrer Meinung zu sein.
Chef: Wenn nun meine Meinung überhaupt nicht mit Ihrer Meinung übereinstimmt, was machen Sie dann!
Mitarbeiter: Dann bin ich ganz entschieden Ihrer Meinung.
Chef: Aber ist denn dann Ihre Meinung wirklich Ihre Meinung.
Mitarbeiter: Geben Sie sich keine Mühe, mich von meiner Meinung, Ihrer Meinung sein zu wollen, abzubringen.
Chef: In diesem Fall sind Sie doch, ganz streng genommen, nicht meiner Meinung.
Mitarbeiter: Sollten Sie nun wünschen, ich sollte nicht Ihrer Meinung sein, dann bin ich nicht Ihrer Meinung, weil es Ihre Meinung ist.
Chef: Sie sind ein harter Brocken.
Mitarbeiter: Habe ich Sie nun überzeugt?
Chef: Ich bin jetzt Ihrer Meinung.
Mitarbeiter: Ich wollte doch Ihrer Meinung sein.
Chef: Da Sie immer meiner Meinung sind, kann ich Ihre Meinung als Ausdruck meiner Meinung betrachten und also Ihrer Meinung sein.
Mitarbeiter: Da bin ich Ihrer Meinung.
Chef: Sie haben mich überzeugt, dass Sie mit gewichtigen Gründen so meiner Meinung sind, dass es schon Ihre Meinung ist, und ich also
mehr Ihrer Meinung bin als meiner.
Mitarbeiter: Ich bin stolz, dass ich Sie überzeugen konnte, Ihrer Meinung sein zu dürfen.
Chef: Eigentlich gehen Sie mir ganz schön auf den Sack.
Mitarbeiter: Ganz Ihrer Meinung.
Chef: Verpissen Sie sich, Mann!
Mitarbeiter: Mit Freude. (Geht ab.)
Chef: Das ist zwar ein völlig Durchgeknallter, aber meinungsmäßig kann man nicht über ihn meckern. Das Dumme ist nur, dass er von
mir sagen kann, ich würde immer seiner Meinung sein. 

SHORTSTORYS

Die neuen Götter (2016)

Es hat noch keinem Dichter genutzt, vom Sockel geholt worden zu sein. Die Grausamkeit der mittelalterlichen Kriege hat sich in der toleranten Zivilisation Mitteleuropas in der Gegenwart ins Kulturinteresse gerettet: Wir holen Dichter vom Sockel und stellen Idioten drauf. Und: Wir schaffen kühne Begründungen für das Wesen der Freiheit, um schlechte Kunst zu verteidigen und miserablen Künstlern zu huldigen. Wir müssen Acht geben, dass die Freiheit nicht dazu dient, der Dummheit immer mehr Rechte einzuräumen. Vor allem weiß man nicht mehr, ob die Rechten gegen die Freiheit sind oder gegen die Dummheit.


Meine ganz individuelle Reformation (2016)

An der Kasse erfahre ich, dass man ohne Wagen nicht einkaufen darf. Pech! Und die zwei Flaschen Wein habe ich auch nicht gewogen.

Nun warte ich auf den dreirädrigen Pritschenwagen mit Obst, der angeblich alle Stunde hier seine Runde macht, denn ich will den Fahrer fragen, ob er mich in einem Heringsfass heimlich in ein Kloster schmuggelt.

Ich schaue auf die Uhr, es ist circa 46 Tage vor Ende des Jahres 2016. Nicht mehr ganz so viel Zeit für das Jahr 2016. Draußen ist aller Sommer und auch der milde Herbst vorbei.

Bis zum Ereignis 500 Jahre Thesenanschlag von Luther in Wittenberg müssen noch im Großen und Ganzen 350 Tage vergehen. Zeit genug, zum genauen Zeitpunkt dann im Kloster zu sein, um das Jubiläum des Thesenanschlags dort zu verbringen, wo man das Ereignis am lautesten hörte. Rechtzeitiges Erscheinen sichert gute Plätze.

Was sage ich dem Kutscher, wenn er fragt, ob ich in ein Nonnenkloster oder ein Mönchskloster will? Nach kurzer Überlegung gelange ich zu dem Schluss, dass an so einer kleinlichen Frage mein Unterfangen im Wesentlichen nicht scheitern darf. Und, vielleicht gibt es auch eine dritte Art von Kloster, sozusagen ein Unisex-Kloster. Die Zeiten sind vorbei, wo man sich für ein Geschlecht entscheiden musste.

Schon höre ich den Hufschlag der Pferde.

Ich muss mich nun voll darauf konzentrieren, wie ich dem Kaufmann Leonhard Koppe mein Anliegen vortrage. Mein erster Satz an ihn wird lauten: Eben erfahre ich, dass ich ohne Heringsfass nicht in ein Kloster komme.

Ich spüre, wie ich mit jedem Moment historisch genauer werde. Ich bin gerüstet, zurückzugehen, um in der Geschichte überhaupt eine Rolle zu spielen. Jedem sei seine ganz persönliche Reformation gegönnt, sozusagen im Reformhaus des Herzens.


Moderner Fußball (2016)

Er war schon immer ein falscher Fünfziger. Kein Wunder, dass ihn dann der Trainer einen falschen Neuner spielen ließ.

Hängende Außenstürmer. Die Deckung steht sehr hoch. Die Mannschaft verteidigt tief. Man arbeitet mit langen Bällen. Das Augenmerk gilt auch den zweiten Bällen. Die Besetzung der Pfosten bei Ecken wird zur Glaubensangelegenheit. Der Trainer legt sehr viel Wert auf Ballbesitz. Spieler, die sich einen eigenen Ball kaufen, bekommen vom Verein einen Kostenzuschuss.

Die Mannschaft soll den Ball möglichst lange in ihren Reihen halten, aber jeder einzelne Spieler sollte ihn nur kurz besitzen.

Wenn wir den Ball haben, hat ihn der Gegner nicht.

Bayern München legte unter Guardiola so viel Wert auf Ballbesitz, dass der DFB eine Regeländerung debattierte: zwei Bälle im Spiel, dass auch die anderen mitspielen können. Denn der Fußball darf nicht nur einem Verein gehören.

 

Knallerei (2016)

Meine Nachbarn und mich verbindet nichts als Knallerei.

Wir grüßen uns, sagen uns hier und da ein paar freundliche Worte, ansonsten knalle ich mich in meiner Freizeit auf meinen Balkon und lasse den lieben Gott einen frommen Mann sein, und meine Nachbarn knallen jeweils zum Jahreswechsel, als müssten sie das ganze Wohnviertel von bösen Geistern befreien.

Aber politisch sind wir uns einig: Alle Politiker sind Knaller.

Plötzliches Ende einer Entspannung (2016)

Während er mit seiner Frau bei herrlichem Sommerwetter auf einer Terrasse einer Gaststätte am Fluss Kaffee trank, entdeckte er ein Schild am Rand der Terrasse, an welcher die Uferpromenade entlangführte: Eingeschränkter Winterdienst!

Jeglicher Entspannungseffekt war auf der Stelle passé.

Was ist, wenn man etwas länger das Getränk genießt, und der Winter bricht herein? Man muss sich durch Schneemassen kämpfen und von außen kommt keine Hilfe. Weil: Eingeschränkter Winterdienst. Das Paar entschloss sich zur Flucht, ehe es zu spät sein könnte. Sie riskierten nicht einmal, auf den Kellner zu warten, um die Rechnung zu begleichen.

Die Hoffnung stirbt zuletzt (2016)

Am Morgen sagte sie zu ihm: Ich träumte in der Nacht die Schlagzeile: Nach den letzten Bombenanschlägen sind 60 Os aus der Welt verschwunden.

Oh, sagte er verwundert.

Sie: Einige Os scheint es also noch zu geben.

Er: Irgendwie geht es eben immer weiter.

Sie: Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Er: Oh!

Sie: Ein weiterer Beweis.

Lieber Schlaf (2014)

Am letzten Samstag habe ich ganz lieb geschlafen, so lieb und so schön, dass ich wünschte, noch eine Weile so weiter zu schlafen. Da sagte ich mir, wenn der Tod so ein Schlaf ist, brauchst du keine Angst zu haben. Nur eben weiß ich nicht genau, ob ich zwischendurch auch hin und wieder aufwache, um genießen zu können, wie schön der Tod ist.

Kriegsschuld (2013)
An jedem Krieg auf Erden sind der Islam oder das Christentum beteiligt.
Aber wer von beiden ist mehr schuld?
Putin.
Das wäre ja ein Dritter.
Oder gibt es noch jeweils mehr als einen Dritten?
Man neigt dazu zu sagen, die USA.
Aber dort herrscht die Freiheit, alles abzuleugnen.

Liebe aus dem Schwarzwald

Er hat nicht die schönste Frau. Aber er lernte sie im Schwarzwald kennen und lieben, und erst als sie aus dem Dunklen raus waren, konnte er richtig sehen, wie sie aussah.

Aber er sagte sich, sie hat die Dunkelheit so geschickt ausgenutzt, dass sie auch klug genug sein wird, mich im Hellen zu betrügen und zu betören.

Gesundheit

Zukunft: Wer gesund leben will, braucht Geld, aber wer Geld verdienen muss, kann nicht gesund leben, es sei denn, er verdient mehr Geld, als ihm durch seine Arbeit zukommt. Aber ganz gesund ist das auch nicht. Vor allem für die, die dieses Geld nicht verdienen.

Der wirklich große Mann

Der wirklich große Mann ist Bauherr oder Kriegsherr oder möglichst beides. Auf dem einen Terrain zerstört er alles, auf dem anderen baut er die verrücktesten Sachen auf.
Der wirkliche große Mann verfügt zudem über Grundbesitz, viel Geld und junge Frauen.  
Damit erholt er sich vom Bauen und vom Zerstören. 

Progress (1991)

Er konnte sehr impulsiv sein, leidenschaftlich und sogar unbere-chenbar. Wenn ihn in einer angespannten Arbeitssituation nicht schnell genug das richtige Wort einfiel, oder er feststellen musste, dass der Text nicht seinen Erwartungen entsprach, schleu¬derte er nicht selten Füllfederhalter oder Kugelschreiber kraft¬voll gegen die Wand. Deshalb warnten ihn seine besten Freunde, einen Computer mit Schreibprogramm zu erwerben. Er schlug diese Mahnungen in den Wind. Eine Woche nach Erwerb dieses Computers traf ich ihn in der Stadt. Er trug einen Kopfverband und den linken Arm in einer Schiene. Nein, kein Unfall, dementierte er. Er springe jetzt selbst, sagte er. Die Zeit des Auslagerns sei vorüber. Die Kosten erlaubten nicht mehr, Verantwortung zu delegieren. Man müsse sozusagen seinen Kopf selbst hinhalten, zumindest in den unteren Bereichen.

Ein aus dem Zug geworfener Brief (1974)

Kürzlich fand ein kleiner Junge beim Spiel einen Brief folgenden Inhalts:

Die ersten Stationen ging die Fahrt mit dem Zug gut. Nicht, dass wir deshalb aus dem Häuschen gewesen wären. Wir waren, natürlich graduell verschieden, einfach zufrieden.  
An der Haltestelle, der Name ist mir leider entfallen, wurde der Fahrer unseres Zuges zur Aufsicht gerufen, aber gleichzeitig erteilte die zuständige Stelle unserem Zug den Auftrag abzufahren. Ein bedauerlicher Fehler.
Also stieg unser Fahrer aus, um zur Aufsicht zu gehen, fuhr jedoch vorher den Zug ab.
Seitdem fahren wir und fahren wir. Das Wort „Unterbrechung“ haben wir inzwischen aus unserem Vokabular gestrichen. Wir fahren und fahren.
Glauben Sie, wir sind sehr müde, haben aber nicht Hoffnung und Sehnsucht verloren. Es besteht auch keine Hoffnung, dass wir Hoffnung und Sehnsucht verlieren.
Merken Sie sich das, bevor Sie uns bedauern. Wir dienen lieber zur Belehrung, als dass wir ein Beispiel der allgemeinen Trauer sind.
Wir wollen nicht als Versager gelten.

Jetzt erst dürfen Sie weinen, wenn Sie es überhaupt können.

Besuch am Abend (1970)

Er arbeitete gebeugt unter der Leselampe an einem Text. Es klopfte. Gerade, als er rief: Herein, entschlüpfte ihm ein geräuschloser Furz. Er errötete und beugte sich tiefer unter die Leselampe, als es nötig gewesen wäre.
Lange gelang es ihm nicht aufzuschauen.
Als er endlich den Kopf hob, sah er: Sein Gast trug eine Atemschutzmaske.